Selbstbestimmt Leben Bewegung in Deutschland

Erstellt von Andrea am 29.11.2022 um 14:07 Uhr
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Ich finde es sehr wichtig für eine Demokratie die zahlreichen Änderungen, die von behinderten Menschen aus der Selbstbestimmt Leben Bewegung erreicht wurden, darzustellen.
Schließlich werden die meisten Veränderungen in der Zivilgesellschaft durch betroffene Randgruppen ausgelöst. Inklusion von behinderten Menschen, wie wir Sie heute als Selbstverständlich begreifen sollten, war und ist ein langer Kampf. Heute sind erste Auswirkungen in Gesellschaft und Sozialgesetzgebung spürbar und müssen kontinuierlich weiterentwickelt werden.
Seit den 1970er Jahre wehren sich Menschen mit Behinderung gegen zu viel Fürsorge und kämpfen für mehr echte Teilhabe. Sie begannen, sich verstärkt für Ihre Rechte einzusetzen.
Es kam zu dem Wunsch einer Loslösung aus den klassischen Wohlfahrtsverbänden mit festgelegten Versorgungs-und Heim Strukturen.
1990 schlossen sich die in der BRD gegründeten Zentren zur Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben zusammen. ISL e.V. ist eine menschenrechtsorientierte Selbstvertretungsorganisation von und für behinderte Menschen. Sie ist die Dachorganisation der rund 30 deutschen Zentren und wurde von behinderten Frauen und Männern gegründet. Denn: Wir definieren „Behinderung“ nicht als Defizit aus einer medizinischen Perspektive. Vielmehr verstehen wir Behinderung als Menschenrechtsthema. Wir setzen uns für die Realisierung aller Menschenrechte von Frauen und Männern mit Behinderungen ein. Dabei sind unsere Leitideen: „Selbstbestimmung – Selbstvertretung – Inklusion – Empowerment“!
Bundesgeschäftsstelle
Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e. V. - ISL
Leipziger Straße 61
10117 Berlin
Telefon: +49 30 4057 1409 Telefax: +49 30 3101 1251
E-Mail: info@isl-ev.de Internet: http://www.isl-ev.de www.isl-ev.de
Alternative Ansätze der Unterstützung in allen Lebensbereichen, etwa mit dem Modell der Persönlichen Assistenz im Rahmen eines persönlichen Budgets und der Peer-Beratung sind in den Zentren für selbstbestimmtes Leben entstanden. Behinderte Menschen lernten ihre Fähigkeiten zu entwickeln und sich für ihre Belange einzusetzen. Heute gibt es in allen Lebensbereichen behinderte Menschen die Ihre Qualifikation aus den Zentren einbringen z.B. in großen Wohlfahrtsverbänden oder als Landesbehindertenbeauftragte.
Der Mitbegründer Ottmar Milles Paul initiiert maßgeblich seit den 90ern Jahren bis heute zahlreiche Kampagnen zu Gesetztes Änderungen und Paradigmenwechsel für behinderte Menschen.
Hier einige Beispiele: Auf seine Initiative kam es zu einer Bündelung von über 100 Behinderten¬- Selbsthilfeorganisationen und Verbänden um gemeinsame Ziele voranzubringen.
Am 5. Mai 1992 wurde erstmals der Europäische Protesttag zur Gleichstellung behinderter Menschen begangen. Seitdem wird Behinderung sichtbar gemacht durch selbstbestimmte Aktionen behinderter Aktivisten.
Der Ruf nach einer Antidiskriminierungsgesetzgebung wurde in den 90er laut. In großen Kampagnen konnte die Politik überzeugt werden, sodass:
1994 der Satz "Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden" in Artikel 3 des Grundgesetzes aufgenommen wurde. Dieser kleine Satz trägt wesentlich zum Erfolg der Gleichstellungsbewegung behinderter Menschen bei. Ein paar Auswirkungen, die auf die Grundgesetzänderung zurück zu führen sind:
in relevanten Regelungen und Gesetzen sind ausdrücklich die Belange von Menschen mit Behinderungen zu berücksichtigen. Das gilt sowohl für das Gesetz zur Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen im Sozialgesetzbuch IX, das Behinderten-gleichstellungsgesetz, dem BTHG aber auch für die Antidiskriminierungsgesetze.
1997 startete die Aktion Grundgesetz eine bundesweite Kampagne zur Umbenennung von „Aktion Sorgenkind“ in „Aktion Mensch“, dadurch wurden aus ´Sorgenkindern` Menschen mit eigenen Lebensvorstellungen zur gleichberechtigten Teilhabe.
am 3. Mai 2008 trat das „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ (UN-Behindertenrechtskonvention), der Generalversammlung der Vereinten Nationen, international in Kraft. An den Inhalten der UN Konvention beteiligten sich behinderte Frauen aus dem Zentrum für selbstbestimmtes Leben (Weibernetz) Kassel.
Im März 2009 ratifizierte die BRD die UN-Behindertenrechtskonvention und veröffentlichte im September 2011 den Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Konvention.
Konkrete Ziele für Inklusion und Selbstbestimmung bedeuten, alle Lebensbereiche so Auszugestalten das Menschen mit Behinderung alles "normal" nutzen können! z. B. dass Behinderte und nicht Behinderte gemeinsam Kindergärten und Schulen besuchen. Öffentliche Gebäude und Verkehrsmittel barrierefrei werden. Mehr Schwerbehinderte nicht mehr in Werkstätten, sondern auf dem 1.Arbeitsmarkt arbeiten. Bei der Planung von Straßen, Gebäuden, Wohnungen sollen Hindernisse ausgeschlossen werden.

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